Von einer Bekannten haben wir gehört, dass es hier ein exzellentes Quellwasser geben soll das auch bei so manchem Zwicken und Zwacken Linderung verschaffen soll. Also machten wir uns auf den Weg Richtung Stainz und darüberhinaus und plötzlich sahen wir am Rand einer relativ engen Straße dieses Schild.
Dieses „Bad Sauerbrunn“ liegt nicht etwa im Burgenland und ist auch nicht mit diesem Ort zu verwechseln. Vielmehr liegt dieser Ort in der Katastralgemeinde Trog im Westen der Gemeinde Stainz in der Steiermark, also im Schilcherland. Es liegt am Oberlauf des Stainzbaches in einem engen Tal, das Sauerbrunngraben genannt wird.
Der Name Sauerbrunn bezieht sich eigentlich auf Mineralquellen mit einem auffallenden Geschmack.
Als „Bad Sauerbrunn“ wird die Brunnenanlage bezeichnet, aus der das Wasser der Erzherzog-Johann-Quelle fließt. Diese Quelle ist die bekannteste Mineralquelle in Sauerbrunn, die auch als Heilquelle anerkannt ist.
Bereits im 3. Jhdt. n. Chr. wurden die Quellen von römischen Legionären geschätzt und genutzt, wie zahlreiche Funde von Bronzemünzen aus der Zeit Kaiser Constantinus bis Arcadius (292 – 408 n. Chr.) belegen. Im 14. Jhdt. n. Chr. gelangten die Quellen in den Besitz des Chorherrenstifts Stainz. Eine erste Untersuchung des Wassers führte damals der Grazer landschaftliche Arzt Dr. Arquatus durch, der dieses Wasser als gutes Heilwasser empfahl. Nachdem Erzherzog Johann 1841 das Stift Stainz gekauft hatte, gingen auch die Quellen in seinen und somit in den Besitz der Grafen von Meran über. 1875 wurde durch die Grafen von Meran die Quelle in einen Brunnenkranz aus weißem Marmor gefasst und mit einer Steinplatte abgedeckt. 1878 wurde darüber ein Holzpavillon errichtet.
Auch erfolgte in diesem Zusammenhang eine neuerliche wissenschaftliche Untersuchung des Wassers durch den Chemiprofessor Richard Maly der Technischen Hochschule Graz, die folgendes Bild ergab: größere Mengen an Kohlensäure, Calcium, Natrium, Magnesium, Chlor und Kieselsäure; kleinere Mengen von Kalium, Eisen, Lithium und Schwefelsäure sowie Spuren von Borsäure, Aluminium, Phosphorsäure und Fluor.
Mit dieser Analyse stand das Quellwasser zweifelsfrei als Heilwasser fest und 1883 erfolgte der Bau eines kleinen Kurhauses mit einer Wohnmöglichkeit, einem Restaurationsbetrieb und mehreren Badekabinen. Im Rahmen dieses Kurbetriebes wurden Kuraufenthalte, Wannenbäder und Trinkkuren angeboten. 1920 erwarb der deutsche Edgar von Rücker die Anlage.
(Bad Sauerbrunn ca. 1930)
(Bad Sauerbrunn ca. 1940)
1959 ging der Besitz auf Ferdinand Wultsch über. Der Gewerbebetrieb war zumeist verpachtet und bestand aus einem Gasthaus das maximal 4 Kurgäste beherbergen konnte.
(Bad Sauerbrunn ca. 1960)
1970 wurde der Kurbetrieb aufgrund mangelnden Interesses aufgegebeben und die Gebäude abgetragen. Von diesen sind nur noch Mauerreste vorhanden.
Wie das Inserat vom 19. Feber 1879 im Amtsblatt zur Laibacher Zeitung Nr. 41 zeigt, wurde das Quellwasser schon damals in Flaschen abgefüllt und verkauft und zwar bis ca. 1980 unter wechselnden Namen: „Stainzer Sauerbrunn“, „Stainzer Säuerling“ oder „Stainzer Johannesquelle“. Das Abfüllgebäude schloss westlich an das Brunnenhaus an.
1983 wurden die Grundstücke um die Quelle von den damals noch selbständigen Gemeinden Marhof, Greisdorf und Stainz gemeinsam erworben und ca. 300m südöstlich in einer kleinen Parkanlage an der Landesstraße L 642 „Sauerbrunnstraße“ frei zugänglich gemacht. Der Quellauslauf bestand bis etwa 1990 aus einem Baumstamm mit einem ausgehöhlten Ast als Auslaufrohr und einem Tisch. Später wurde ein Auslaufbrunnen aus Stein gemauert und zwei kleine Becken für Fußbäder errichtet.
Der Brunnen wird über eine Rohrleitung aus der Quellfassung gespeist (das Rohr wird über eine Hängebrücke über den Stainzbach geführt). Der früher öffentlich zugängliche Wasserauslauf im Quellhaus wurde verschlossen und das Quellhaus versperrt. In dessen Nähe befinden sich keine Nutzungsmöglichkeiten mehr.
Eigenschaften und Ursprung des Quellwassers
Das Quellwasser wird als schwefelhaltiger Calcium-Natrium-Hydrogencarbonat-Säuerling beschrieben, eine ältere Publikation reiht ihn unter die „Alkalisch-erdigen Quellen“ der Steiermark ein. Eine positive Wirkung bei Gicht, rheumatischen Leiden, Rachen- und Luftröhrenkatarrh, Magen-, Darm- und Leberleiden sowie Blutarmut wird genannt.
Die Quelle lieferte nach Messungen 1984 etwa 13,4 Liter Wasser pro Minute, in den Jahren 1986 bis 1988 etwa 8 bis 10 l/min, eine Messung an der ersten Fassung ergab 1875 nur 1,32 l/min. Angaben, wonach die Schüttung „hoch“ sein soll, sind nicht verifizierbar. 1950 wurde das Wasser als „sehr kohlensäurehaltig, radioaktiv“ beschrieben. Im Geschmack weicht das Quellwasser stark vom üblichen Quellwasser des Gebietes ab, sein natürlicher Kohlensäureanteil ist beim Trinken wie bei leichtem Sodawasser spürbar. Für das Quellwasser wurde eine Temperatur von ungefähr 10 °C und ein pH-Wert von 5,39 (schwach sauer) publiziert. Es sind weiters Radioaktivität und Spuren von Lithium und Fluorid dokumentiert. Ein leichter Geruch nach Schwefelwasserstoff H2S ist nach der Literatur vorhanden, dies wird allerdings in der Trinkwasseranalyse vom August 2013 (siehe Bild) nicht erwähnt. Schwebstoffe im Wasser werden auf Mineralienauswaschungen zurückgeführt, die nach starken Regenfällen auftreten können, regelmäßige Untersuchungen bestätigen die gute Wasserqualität.
Die Quelle entspringt in einem Gebiet, dessen Gestein aus Stainzer Plattengneis besteht. Dieses Gestein wird von mehreren Klüften durchzogen, die Quelle wird als „Kluftwasser aus dem Plattengneiskörper“ bezeichnet. Der Calciumgehalt des Quellwassers wird auf einen Karbonatgesteinskörper zurückgeführt, der in den Gneis eingeschlossen ist bzw. unter ihm liegt, der Eisen- und Schwefelgehalt auf Pyritlager im kristallinen Gestein des Quellgebietes. Die Klüfte und deren Verzweigungen werden als Ursache dafür gesehen, dass in der Gegend der Quelle mehrere kleine Mineralquellen („Sauerwasseraustritte“) vorhanden sind. Eine Quelle liegt im Bett des Trogbaches etwa 60 Schritte talabwärts der Erzherzog-Johann-Quelle. 1836 wird über zwei nebeneinander liegende Quellen mit unterschiedlichen Wässern berichtet, es werden ein Säuerling und eine „schweflichte Quelle“ erwähnt.
1950 sind insgesamt acht Quellen mit Sauerwasser erwähnt, eine Untersuchung 1987 konnte nur die Bachquelle und eine kleine Quelle weiter östlich (Schüttung nur 10 l/Stunde) auffinden. Diese Quellen sind wegen ihrer geringen Schüttung für eine wirtschaftliche Nutzung nicht geeignet. Eine kleine Quelle (die „Nebenquelle“), die von der Hauptquelle leicht abweichende Analysenwerte aufweist, ist gemeinsam mit der Hauptquelle gefasst. Die Schüttung dieser Nebenquelle ist unterschiedlich publiziert, im Herbst 1857 wird ihr Wasser als fingerdicker Strahl beschrieben, 1870 führte sie zu wenig Wasser um ausreichend Probematerial für Untersuchungen zu gewinnen. Die Zusammensetzung der östlichen Quelle weicht ebenfalls von jener der Erzherzog-Johann-Quelle leicht ab.
Die rostrote Farbe des Bodens der Becken beim Quellauslauf beruht auf dem Eisengehalt des Quellwassers, der mit der Umgebungsluft einen dünnen Belag aus Rost verursacht. An dieser Färbung ist auch zumindest die weiter östlich liegende, 1987 gefundene Quelle erkennbar.
Nutzung
Die Entnahme des Wassers für private Zwecke ist kostenlos möglich, wobei um freiwillige Spenden zur Erhaltung der Anlage gebeten wird. Gastgewerbebetriebe der Umgebung füllen das Wasser in Eigenregie ab und bieten es im Rahmen ihrer Betriebe an. Zwei kleine Becken stehen für Kaltwasserbäder zur Verfügung.
Eine intensivere Nutzung scheitert hauptsächlich an der zu geringen Wassermenge und an der örtlichen Lage der Heilquelle. Die Umgebung der Quelle bietet wenig Platz für einen größeren Ausbau, sie befindet sich in einer schattigen Lage in einem tief eingeschnittenen Tal. Bauten müssten an steile Berghänge gesetzt und der Stainzbach sowie der Trogbach hochwassersicher ausgebaut werden, was große Investitionssummen notwendig machen würde.
Möglichkeiten einer eingehenderen Nutzung der Quelle wurden mehrmals untersucht. 1950 wurde diskutiert, die Quelle in das Eigentum des Bundeslandes Steiermark zu übernehmen und dort einen „modernen Badebetrieb“ zu eröffnen. Neben anderen Großprojekten im steirischen Raum war damals geplant, bei Stainz ein „Römerbad“ zu schaffen, dies „als Ersatz für die an Jugoslawien gefallenen untersteirischen Bäder“ (z. B. Rohitsch-Sauerbrunn/Rogaška Slatina, wo sich bei mehreren Quellen schon Ende des 19. Jahrhunderts ein umfangreicher Bade- und Kurbetrieb etabliert hatte). Dazu kam es nicht.
Das Grundstück am Berghang direkt nördlich der Mündung des Trogbaches in den Stainzbach war in den 1980er Jahren als Standort eines neuen Kurbadegebäudes in Diskussion. Es war ein mehrstöckiges Gebäude von etwa 650 m² Grundfläche, u. a. drei Wannenbädern und einem Mehrpersonenbad („Kommunikationsbad“ für 9 bis 12 Personen) geplant, das teilweise über die Flussläufe gebaut worden wäre. Der Parkplatz wäre an Stelle des heutigen Parks um den Quellauslauf gelegen. Gutachten und Architekturzeichnungen waren angefertigt, eine Grobkalkulation lag vor, ein Bau erfolgte nicht. Es war um 1989 von Baukosten von über 20 Mio. S (etwa 1,5 Mio. Euro, Wert 1990), einer Anzahl von bis zu 70.000 Besuchern jährlich bei Vollauslastung, zehn Arbeitsplätzen, einer entgeltlosen Geschäftsführung der Betreiberorganisation und einem Badebetrieb von bis zu 13 Stunden täglich ausgegangen worden. Dass diese Einschätzungen auf Dauer ohne Zuschüsse aus öffentlichen oder privaten Mitteln verwirklichbar wären, war nicht gesichert. Aus dieser Zeit bestand 2013 noch eine (wegen Baufälligkeit gesperrte) Brücke über den Trogbach.
Unter der Firma „Stainzer Johannesquelle in Sauerbrunn Badebetriebsgesellschaft m.b.H.“ bestand von 1989 bis Ende Februar 2009 eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, deren Gesellschafter die früheren Gemeinden Stainz, Marhof und Greisdorf waren. Diese Gesellschaft brachte keine Ergebnisse, ihre Anteile wurden 2009 abgetreten, der Firmensitz verlegt und der Firmenwortlaut geändert. Die Gesellschaft hat seither nichts mehr mit dem Thema zu tun.
Das Gelände um die Quelle und deren Auslaufbrunnen wird vom „Verein zur Förderung des Bades Stainzer Johannesquelle“ verwaltet, der auch Gespräche mit möglichen Investoren führt.
In der Zeit um 2000 wurde überlegt, nördlich der Quelle eine kleine Feldbahnstrecke aufzubauen. Auch dazu kam es nicht, es lagen 2011 allerdings noch Gleisreste und Weichen im Trogbachtal ca. 600 m flussaufwärts des Gebäudes der Quellfassung unterhalb des verlassenen Bauernhofes vlg. Leitenpeterkeusche.
Bei Bad Sauerbrunn befinden sich keine Wohnstätten sowie außer einigen Tischen im Park um den Brunnen, einem WC-Container und einer Transformatorenstation keine weiteren Einrichtungen der Infrastruktur, keine Gaststätten und Übernachtungsmöglichkeiten. Für Übernachtungen stehen die Zimmervermieter in Marhof und anderen Gebieten des Stainztals zur Verfügung.